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Gesundheit

Ein Cannabis-Rezept bekommen: Ihr Leitfaden in 4 Schritten

Seit 2017 ist es in Deutschland für schwerkranke Patienten möglich, medizinisches Cannabis auf Rezept zu erhalten. Doch der Weg von der ersten Überlegung bis zum fertigen Rezept kann kompliziert erscheinen. Dieser Leitfaden führt Sie Schritt für Schritt durch den Prozess und beantwortet die wichtigsten Fragen, die sich Patienten stellen.

 

Schritt 1: Die Voraussetzungen – Wer bekommt ein Cannabis-Rezept?

Ein Rezept für medizinisches Cannabis ist an klare Bedingungen geknüpft. Es wird nicht bei jeder Erkrankung verschrieben, sondern nur dann, wenn:

  1. Sie an einer schwerwiegenden Erkrankung leiden.
  2. Ihre Erkrankung den gewünschten Behandlungsverlauf negativ beeinflusst.
  3. Eine anerkannte Standardtherapie nicht verfügbar ist oder nicht angewendet werden kann.
  4. Eine positive Wirkung auf den Krankheitsverlauf angenommen wird.

Typische Anwendungsgebiete sind chronische Schmerzen, Multiple Sklerose, schwere Appetitlosigkeit bei Krebserkrankungen oder die Behandlung von Übelkeit nach einer Chemotherapie. Es geht nicht darum, Symptome, sondern den gesamten Krankheitsverlauf positiv zu beeinflussen.

 

Schritt 2: Den richtigen Arzt finden

Nicht jeder Arzt ist auf die Verschreibung von Cannabis spezialisiert oder bereit, ein Rezept auszustellen. Am besten suchen Sie nach:

  • Spezialisierten Schmerztherapeuten: Diese Ärzte kennen sich oft gut mit alternativen Behandlungen aus.
  • Fachärzten in dem Bereich Ihrer Erkrankung (z.B. Neurologe bei MS, Onkologe bei Krebserkrankungen).
  • Spezialisierten Cannabis-Ärzten oder Praxen, die sich ausschließlich mit dieser Therapieform befassen.

Ein offenes und ehrliches Gespräch über Ihre Krankengeschichte und die bisherigen Therapien ist entscheidend. Bereiten Sie sich gut vor, indem Sie Ihre medizinischen Unterlagen mitbringen.

 

Schritt 3: Antrag auf Kostenübernahme bei der Krankenkasse

Wenn Sie möchten, dass die Krankenkasse die Kosten für medizinisches Cannabis übernimmt, muss Ihr Arzt einen Antrag stellen. Diesen Antrag reicht er bei Ihrer gesetzlichen Krankenversicherung ein, die ihn innerhalb von drei bis fünf Wochen prüfen muss.

Wichtig ist, dass der Arzt den Antrag detailliert und umfassend begründet, warum die Therapie mit Medizinalcannabis in Ihrem Fall medizinisch notwendig ist. Bei einer Ablehnung können Sie innerhalb eines Monats Widerspruch einlegen. Die Kostenübernahme ist nicht garantiert, aber mit einer guten Begründung steigen die Chancen.

 

Schritt 4: Das Rezept einlösen & die Apotheke finden

Wurde der Antrag bewilligt oder entscheiden Sie sich für eine private Kostenübernahme, stellt Ihnen der Arzt ein spezielles Betäubungsmittelrezept (BtM-Rezept) aus. Dieses Rezept ist nur acht Tage gültig, einschließlich des Ausstellungstages.

Sie können das Rezept in jeder Apotheke einlösen. Allerdings sind nicht alle Apotheken auf medizinisches Cannabis spezialisiert. Es gibt Apotheken, die das Produkt oft vorrätig haben oder es schnell bestellen können. Viele spezialisierte Apotheken bieten sogar einen Lieferservice für medizinisches Cannabis an, um Patienten den Weg zu erleichtern.

 

Fazit: Ihr Weg zur Cannabis-Therapie

Der Prozess mag komplex erscheinen, aber mit der richtigen Vorbereitung und der Unterstützung eines kompetenten Arztes ist die Verschreibung von Medizinalhanf für Patienten in Deutschland gut machbar. Informieren Sie sich, sprechen Sie offen mit Ihrem Arzt und zögern Sie nicht, bei Ihrer Krankenkasse um Unterstützung zu bitten.